Es geht in Costa Rica und der gesamten Region nicht darum, immer mehr Wasser für eine wachsende Bevölkerung aus dem Boden zu ziehen oder aus dem Meer zu gewinnen, sondern erst einmal darum, Wasser zu sparen!

Letztendlich ist die Menge Wasser auf unserem Planeten begrenzt. Auch wenn es erstaunlich regnet und wir Überschwemmungen haben, heißt es ja nicht, dass es immer neues Wasser ist. Es ist immer wieder dasselbe Wasser. Man kann davon ausgehen, dass jeder Tropfen Wasser schon einmal einen Dinosaurier durchflossen hat.

Wenn auch 71% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, wir können davon nur 0,03% nutzen. Das gesamte Wasser dieser Erde hat ein Volumen von 1.65 Mio. km³. Das hört sich erst mal viel an. Steckt man das gesamte Wasser in einen Würfel, so hätte der eine Kantenlänge von 1180 km. Das ist die Entfernung von San Jose bis nach Belize; oder die Kantenlänge von Kuba. Natürlich auch 1180 km hoch, wobei die tiefste Stelle im Meer nur 11 km misst. Also relativ flach ist. Wenn wir dann von diesem Würfel nur 0,03% als verfügbares Trinkwasser nutzen können hat sich die Kantenlänge des Wasserwürfels auf 35 km verkürzt. Das reicht vom Nationaltheater noch nicht einmal bis zum Turrialba. Eine 35 km hohe Wassersäule erscheint da schon gewaltiger, schon weil Flugzeuge nur bis etwa 11 km hoch fliegen.

Aber dieses Wasser ist alles, was wir auf unserem Planeten als Trinkwasser -zugänglich – zur Verfügung haben. Für bald 7 Milliarden Menschen. In Costa Rica sind die ersten Auswirkungen des Klimawandels spürbar. Während an der Pazifikküste immer weniger Niederschlag fällt, in den nächsten 10 Jahren ein Minus von 30%, nehmen die Überschwemmungen auf der Pazifikseite deutlich zu. Wo auf der einen Seite deutlich zu wenig Wasser vorhanden ist und die Brunnen immer tiefer werden, Brackwasser auf dem Vormarsch ist und wo Wasserkraftwerke wegen fehlenden Wassers nicht mehr produzieren können – da ist das „zuviele“ Wasser unbrauchbar durch überflutete Tanque Septicos, leckende Tankstellen oder durch Abfall verseucht.

Jetzt kommt Technik ins Spiel. Natürlich haben wir gelernt Wasser zu reinigen. Dazu gibt es große Wasseraufbereitungsanlagen für die Abwässer. Fluss- oder Seewasser kann man mit Chlor behandeln. Das macht auf die Dauer aber krank, wie viele Studien beweisen. Immer wenn wir Technik einsetzen, hat das so seine Tücken. Auf der Pazifikseite könnte man Seewasser entsalzen. Das geht mit Membrantechnik. Leider fällt da auch eine hochkonzentrierte Salzbrühe an, die wieder zurück in den Ozean gelangt – oder man verkauft es, bis keiner mehr Salz sehen kann. Wie auch immer, diese Lösung wird kommen müssen. Auch wenn wir es nicht so richtig wollen.

Jetzt sind einige Leute auf die glorreiche Idee gekommen aus der Region des Arenalsees Wasser an die Pazifikküste zu leiten. Umwelttechnisch zumindest ebenso Fragwürdig wie irrsinnig teuer. Der Arenal ist ja bereits um 10 Meter abgesunken.

Auf der Karibikseite kann man mit Membrantechnik aus den verkeimten Wassermassen zumindest eine Notversorgung mit Trinkwasser gewährleisten. Das Technik in der Zukunft unseren Umgang mit Wasser bestimmen wird, steht außer Frage. Dass wir sie in Zukunft einsetzen müssen, auch nicht.

Aber wenn wir das schon tun müssen, dann sollte doch auch mit Wasser vorsichtig umgegangen werden. Abwässer sollten nicht in unsere Flüsse geleitet werden. Selbst Abwasser ist ja ein hohes Gut, weil es ja wiederverwendet werden kann. Dass dazu wieder Chemie eingesetzt werden muss – ist aber nicht festgeschrieben. Die Lösung besteht also aus einer Kombination von vorsichtigem und sparsamen Umgang mit Wasser und umweltfreundlicher Technik. Vor zwei Jahren haben wir ein System entwickelt, mit dem Trinkwasser eingespart werden kann, also bares Geld, und das dann mit einer Pflanzenkläranlage gereinigt wird.

Nach der Reinigung von Abwässern aus Haushalten oder Schulen usw. kann dieses Wasser je nach Reinigungsgrad wieder in die Flüsse in hoher Qualität geleitet werden. Dazu gibt es in Costa Rica festgeschriebene Standards, die eine gute Qualität gewährleisten sollen. Die Praxis sieht oft anders aus.

Normalerweise wird Abwasser (z.B. aus einer Schule) in eine Dreikammergrube geleitet. Hier werden Feststoffe von der flüssigen Phase getrennt, die dann in eine Pflanzenkläranlage geleitet werden. Durch anaerobe Prozesse arbeiten an den Pflanzenwurzeln Bakterien, die die Fäkalstoffe zersetzen und die Inhaltsstoffe dienen der Pflanze als Nährstoff. Diese Pflanzen sollten aber nicht wirklich zum Verzehr genutzt werden, weil auch sie Schadstoffe aufnehmen, die möglicherweise enthalten sind. Je nach Abwasserbeschaffenheit und Größe der Pflanzenkläranlage kommt bereits Wasser in Trinkwasserqualität heraus. Der Gedanke dieses Wasser jetzt zu trinken hat etwas Unsympathisches. Deshalb wird dieses Wasser in einen größeren Fischteich geleitet und wenn es geht, liefern die Dachflächen Regenwasser, dass dort ebenfalls die Goldfische beglückt. Eine Bepflanzung mit heimischen Wasserpflanzen macht daraus ein freundliches Biotop. Dieses Wasser kann nun durch eine Ultrafiltrationsanlage geschickt werden, durch die Makromoleküle, Viren und Kolloide herausgefiltert werden.

Jetzt kann auch Brunnenwasser und fehlendes Trinkwasser von AyA „dazugemischt“ werden. Durch die anschließende Umkehrosmose bei Drücken von 10 – 150 bar werden nur noch Wassermoleküle durch einen Filter mit „Maschen“ kleiner als 0,001 µm gepumpt. Damit lassen sich 80% des Wassers wiederverwenden. Wer das nicht möchte, kann es auch zur Bewässerung einer Farm benutzen. Dann braucht es aber auch keiner teuren Membrantechnik. Dann reicht auch eine gut konzipierte Pflanzenkläranlage. Der Anschluss an das öffentliche Abwassernetz entfällt und die Kosten halbieren sich. Besser für uns und die Natur. Man muss es nur tun.