Gleich auf den Punkt gebracht: Mykorrhiza ist ein Bodenpilz (im Bild gut zu erkennen das feine Netz der Hyphen zwischen den Haarwurzeln). https://de.wikipedia.org/wiki/Mykorrhiza

Arbuskuläre Mykorrhiza – Pilze, sogenannte Glomeromycota, existieren schon seit etwa 1 Milliarde Jahre. Im Ordovizium kamen damals Cyanobakteria als erste Vertreter in Frage. Jeder kennt das weiße Geflecht an der Wurzel eines Pilzes im Waldboden. So muss man sich das vorstellen. Davon gibt es Hunderte Arten. Jede Pflanze hat mehr oder weniger davon. 80% aller Pflanzen gehen solche symbiotischen Beziehungen ein. Wenn Pflanzen unter Stress geraten, senden sie biochemische Hilferufe aus. Die Pilze wachsen der Pflanzenwurzel entgegen – mit sogenannten Hyphen, die nur den 10tel Durchmesser einer Haarwurzel haben. An der Wurzel angekommen, setzen sie sich auf der Oberfläche fest oder etablieren sich in der Zellrinde, sogenannte Endomykorrhiza (gr. endo = innen). Von dort aus bilden sie weitere Hyphen aus und es entsteht ein enges Hyphengeflecht, dass den Boden viel intensiver durchdringt, als es Haarwurzeln je tun könnten. Und das macht Sinn. Für alle Beteiligten.

Der Bodenpilz liefert der Pflanze Nährstoffe und Wasser, die Pflanze wiederum gibt dem Pilz Zucker – eine Symbiose, die ein Leben lang hält. Die Pflanze wächst schneller und wird kräftiger, sie blüht eher und trägt größere und mehr Früchte. Sie kann selbst in brackigen Gebieten wachsen, in Überschwemmungsland oder ariden Gegenden. Pflanzen sind besser gegen Schädlinge gewappnet, weil sie gesünder und kräftiger sind. Ein völlig natürlicher Vorgang – zum Ärger der Düngerindustrie -denn es ist somit möglich bis zu 50% Dünger einzusparen. Wenn der dann noch aus selbst hergestelltem Kompost besteht, umso besser. Ohnehin sind unsere Böden völlig überdüngt und Massen an chemischen Verbindungen (z.B. Phosphate, Stickstoff) sickern in unsere Grundwässer.

Doch längst nicht kommen diese Bodenpilze in großer und ausreichender Menge im Boden vor. Also muss man sie vorher kultivieren und dann irgendwie an die Pflanze bringen. Dazu gibt es mehrere Technologien. Die Kultivierung in Erden ist die einfachste Möglichkeit. Die Dichte der Mykorrhiza ist jedoch geringer und wenn der Pilz nicht innerhalb weniger Wochen in Kontakt mit einer Pflanze kommt, stirbt er ab. Ein Geschäftsrisiko. Die andere Möglichkeit besteht darin Pilzsporen, Hyphen, Wurzelreste in großporige Trägerstoffe einzubringen. Dazu dient z.B. Blähton wie er in Hydrokulturen verwendet wird. Das Geheimnis besteht im Wie. In Gewächshäusern wird zumeist Mais in bereits geimpftem Trägermaterial angepflanzt. Wechseln sich nun Trockenheit und Feuchtigkeit ab, steigen und senken sich die Temperaturen, werden die Pflanzen unter Stress gesetzt und der Symbioseprozess beginnt. Dadurch wird das Trägermaterial Blähton mit ganzen Netzen von Wurzeln, Hyphen und Sporen durchsetzt. Nach streng gehütetem Verfahrensablauf ist nach einigen Wochen das Produkt fertig und wird getrocknet. Die Pilze verkapseln sich und können bis zu 5 Jahren gelagert werden ohne groß an Wirkung einzubüßen. Werden nun nur wenige Milliliter Blähton unter die Wurzel einer Jungpflanze gegeben, gehen sie eine Symbiose ein, die ein Pflanzenleben lang hält.

Ebenso ist es möglich Mykorrhiza an die Wurzeln älterer Pflanzen heranzubringen. Für ältere, wertvolle Bäume benutzt man sogenannte Ecto-Mykorrhiza, indem man größere Mengen durch Pflanzlöcher an die aktiven Wurzelspitzen bringt und dadurch „inokuliert“. Mitte der 2000er Jahre haben wir bereits in Südostasien (Thailand, Laos, Kambodscha) Studien durchgeführt und hervorragende Ergebnisse erzielt. Hier unser damaliges Video

Leider sind auch überall Schwarze Schafe unterwegs, die hochwertiges Material mit hohen Konzentrationen kaufen und dann mit anderen Materialien „verdünnen“. Mykorrhiza sollte mindestens 200.000 infektiöse Einheiten pro Liter enthalten. Am besten, man besorgt sich nur zertifiziertes Material von einem vertrauenswürdigen Händler.

In den nächsten Monaten werden wir in Costa Rica Testreihen starten, die mit Farmern zusammen die Wirksamkeit der Mykorrhizen auch in Lateinamerika zeigen sollen. Dazu werden unter gleichen Bedingungen Testreihen, mit oder ohne Mykorrhizen angelegt. Wesentlich ist, dass die Böden nicht überdüngt, am besten steril sind, um die Ergebnisse nicht zu verzerren. Mykorrhiza ist also ein kleines natürliches Bausteinchen um Agro – Chemie aus unseren Anbauflächen heraus zu bekommen und uns wieder gesünder zu ernähren. Auch genmanipulierten Pflanzen kann damit ein Stück entgegengehalten werden.