Vor ein paar Tagen erschien ein Artikel in der LA NACIÓN, der zu denken gab und hoffen lässt. Die seit Jahren stiefmütterlich behandelte PV in Costa Rica könnte vielleicht schon bald aus dem Schattendasein treten. Wenn auch seit Jahren der Solarverband acesolar versucht hat PV hoffähig zu machen, so liegen bis heute Vorschläge zu Einspeisevergütungen in parlamentarischen Altpapiersäcken. Vielleicht passiert was im Jahr 2017. Vielleicht auch nicht. Dementsprechend schlecht entwickelt ist auch die Solarbranche – und das nicht nur in Costa Rica, sondern mehr oder weniger in ganz Zentralamerika. Die Geheimwaffe war und ist die Wasserkraft. Doch mit dem Klimawandel stellen sich mehr und mehr katastrophale Dürreperioden ein. Niederschläge bleiben aus und gleichzeitig steigt in den „Warmzeiten“ der Bedarf an Elektrizität zur Versorgung der Klimaanlagen sprunghaft an. In diesem ersten halben Jahr fiel der Wasserspiegel des Arenalstausees 1,5 m unter die vom ICE prognostizierte Marke für den Monat Oktober. Insgesamt ging die Produktion aus Wasserkraftwerken im Vergleich zu 2015 um 4,2% zurück. Die Zahlen, die das ICE liefert, sind immer erstaunlich optimistisch. Gleichzeitig sorgt sich das ICE um seine Monopolstellung und verhindert immer noch die Bemühungen kleinerer Stromlieferanten – wie z.B. PV Anlagen oder kontert mit der Begrenzung der privat zu installierenden Windkraftanlagen.
Der Arenal-See, ein in den 70er Jahren künstlich angestautes Binnengewässer aus dem Rio Macho, hat immerhin eine Fläche von 80km². Das macht rund 120 Millionen m³ Wasser weniger, die noch 2015 zur Verfügung standen. Nun hat der Minister für Umwelt und Energie (MINAE), Édgar Gutiérrez, gewarnt, dass die Abhängigkeit von Energie aus Wasserkraft weiter wachsen könnte und ICE aufgefordert die Energieerzeugungsstrategien erneut zu überdenken. Nicht nur der steigende Energieverbrauch und weniger Niederschläge sind ein Problem, sondern auch die Kosten für Bau und Instandhaltung von Wasserkraftwerken sind kaum noch überschaubar. Ganz abgesehen davon, dass das halbstaatliche ICE mit rund 14.000 Angestellten kurz vor der Pleite steht. Solarenergie scheint nun für den Minister eine gangbare Alternative zu werden.
Die lange Zeit angefeindete Technologie, über die oft schlecht informierte Journalisten ihre Meinung über eine „viel zu teure Technologie“ lamentierten, scheint nun der Rettungsanker zu werden. Erst jetzt sind Ansätze zu vernehmen, dass in Costa Rica auch entsprechende Fachkräfte ausgebildet werden. Deutschland und Costa Rica hatten im letzten Jahr ein gemeinsames Papier zur dualen Ausbildung unterzeichnet. In der Tat, 5 vor 12 costa ricanischer Zeit. Selbst im Nationalen Institut für Berufliche Bildung war die Ausbildung bis heute nicht dual und die Ausbildung von Elektrofachkräften für das Segment PV eher ein Steckenpferd. Und das bei dem hochgesteckten Ziel Costa Ricas, bis 2021 klimaneutral zu sein!!!
Mit gut ausgebildeten Technikern und einer durch Investoren möglichen neuen Preisstruktur – um die 12 Cent/kWh – kann sich vielleicht auch der Verbraucher etwas erholen. Die vom ICE geforderten 19 Cent/kWh von privaten Haushalten entsprechen dem Preisniveau in Los Angeles (USA). Und da kommt die Rüge gerade an die Richtigen.